#FridaysforFuture: Wir müssen unser Leben ändern
Wenn man es ernst meint mit der Sympathie für die klimastreikenden Schüler, dann reicht es nicht, was Nettes drüber zu twittern. Wir alten Säcke haben es uns zu bequem gemacht in unserem Leben. Jetzt müssen wir liefern.
Da der Staat nicht seiner Pflicht nachkommt, unser Zusammenleben so zu regeln, dass die Lebensgrundlagen erhalten bleiben, müssen wir das wohl selbst tun. Aber wir sind eingespannt in unsere Gewohnheiten und Beziehungen – deshalb wäre es falsch, von jedem Einzelnen 100% Konsequenz einzufordern. Wenn jeder in seinem Umfeld ein Bewusstsein für die ökologischen Folgen seines Handelns entwickelt und vieles besser macht und nur manches falsch, dann ist vieles erreicht. Und die Lähmung angesichts der Größe unserer Aufgabe können wir so überwinden.
Also konkret: Was will ich tun? Was habe ich bisher getan?
Fliegen & Bahnfahren
Ich habe mir vorgenommen, innerdeutsch nicht mehr zu fliegen und auch keine kurzen Vergnügungstripps mehr mit dem Flugzeug zu machen. Neulich bin ich für 2, 3 Tage von Hamburg nach Luxemburg und auch einmal nach Düsseldorf mit der Bahn gefahren, privat reise ich regelmäßig mit der Bahn von Hamburg nach Nürnberg. Kommt mir nicht mit der Unzuverlässigkeit der Bahn: Einfach von vornherein eine halbe Stunde mehr einplanen, dann klappt das fast immer super. Es ist eine Frage des Willens.
Ich mache gerne besondere Wanderungen und träume von der dreiwöchigen High Sierra Route in den Rocky Mountains. Die wird zunächst ein Traum bleiben, nicht nur, aber auch aus ökologischen Gründen. Stattdessen gehe ich eine große Tour in den Alpen und nehme den Nachtzug für die Anreise. Skandinavien ist auch ohne Flug zu erreichen.
Eine Flugreise habe ich dennoch geplant: Den Sommerurlaub mit der Familie in Wales. Das ist sehr aufwendig, dort ohne Flug hinzukommen. In Italien bis runter nach Rom waren wir bisher aber immer von Hamburg aus mit dem Nachtzug.
Auto & Rad
Ganz einfach: Ich habe noch nie ein Auto besessen, wirklich auch wegen ökologischer Bedenken. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob Diesel oder Benziner. CO2-Ausstoß, Energiebilanz und Feinstaub (Reifenabrieb!) des Autos sind im wahrsten Sinne katastrophal. Und ich rede gar nicht von der Flächenversieglung durch Straßen, dem Raumbedarf in der Stadt und der Gefährdung und Benachteiligung anderer Verkehrsteilnehmer.
Ich nehme vielleicht zweimal im Jahr einen Mietwagen, aber normalerweise nur Rad und ÖPNV. Geht alles, dauert nur länger und ist aufwendig zu organisieren. Bringt einem aber auf der anderen Seite viel zusätzliche Lebenszeit und ein gutes Gefühl.
Mein Rad ist übrigens immer noch kein E-Bike, da ich froh bin, mich auf zwei Rädern anstrengen zu können. Für‘s Pendeln, da wo‘s keinen ÖPNV gibt, wäre das aber eine Alternative – auch wenn die E-Mobilität eigentlich nur gegenüber dem Verbrennungsmotor das geringere Übel ist, nicht gegenüber der Muskelkraft.
Smartphone
Das ökologischste Handy ist ein gebrauchtes. Obwohl ich sehr viele digitale Dienste und Apps nutze, tut es immer noch mein altes iPhone 6 mit Sprung im Display. Ja, ich kenne den Reiz, wenn ein neues Gerät geliefert wird und ich es auspacken kann – aber mal ehrlich, das ist doch Kleinkinderkram. Erst wenn dieses hier wirklich zu langsam wird oder softwareseitig nicht mehr nutzbar ist, dann gibt’s ein neues. Es wird ein Fairphone sein. Auch hier gilt: Ist zwar nicht optimal, aber besser. Und darauf kommt’s an. Dass es mit Ökostrom betrieben wird, sollte selbstverständlich sein.
Machen!
Mein Fazit: Was gegen den Klimawandel zu tun, fühlt sich eigentlich ziemlich gut an. Wir müssen nur mal diese verfluchte Bequemlichkeit überwinden und bereit sein, uns neue Verhaltensweisen beizubringen – auch wenn’s schwerfällt, auf den Kurztrip nach Barcelona zu verzichten oder das Auto zu verkaufen.
Wir haben die große Chance, dass die Diskussion über den “Schulstreik” die politischen Entscheider unter Druck setzt. Wir brauchen dringend strengere gesetzliche Vorgaben für den Klimaschutz. Zugleich werden sich aber auch die demonstrierenden Schüler beim Konsum oder beim Reisen umgewöhnen müsssen. Es wäre allerdings schon ziemlich verquer, wenn die Elterngeneration von ihren Kindern verlangt, dass die gefälligst erstmal ihre Eltern erziehen sollen. (Stichwort: Mit dem SUV zur Schule.)
Das müssen wir Alten schon selbst hinkriegen.