Gedankenwandern, Tag 3: Stille.
Zum Blåsjø in Ryfylkeheiane
25km Strecke, 8h Wanderzeit. An der Storsteinen-Hütte vorbei und zu einer der Staumauern des Blåsjø. Weiter hinauf, am See entlang zur Hovatn-Hütte. Am dritten Wandertag fühle ich mich müde, ich gehe langsam und rolle mich mittags hinter einem Windschutz zum Schläfchen zusammen.
Der beherrschende Eindruck beim Wandern in dieser Gegend ist die allumfassende Stille, die du nur erlebst, wenn du alleine unterwegs bist. Eine Stille, zu der die gelegentlich hörbaren Geräusche nicht in Konkurrenz stehen. Eher ergänzen sie die Ruhe: ein polternder Stein, der aus der Ferne herüberhallt, das silberne Murmeln eines Baches, das Rauschen des Windes in der Ohrmuschel. Die Stille ist immer da, man kann sie hören als schwebte ein einzelner, dunkler, unendlicher Orgelton in der Luft. Ein wenig ist es wie in einem Science Fiction. Alles Menschengemachte ist abwesend, und am wirksamsten war der Menschen in der Produktion von Lärm, und sei es nur das ferne Rauschen einer Autobahn.
Hier ist es still. Ich habe den ganzen Tag mit niemandem gesprochen. Du hörst deine Schritte und den Atem, hier und da mal das Piepen eines Vogels. Wenn ich mich zum Ausruhen hinsetze, halte ich aus Ehrfurcht erstmal inne und lausche ins Nichts. Es macht keine Angst, es entspannt mich. Manchmal werfe ich einen Stein in einen See oder sage ein paar Worte vor mich hin, um zu gucken, ob Geräusche noch möglich sind.
Ein Pendant zur Stille ist die Abwesenheit von menschengemachtem Licht in der Nacht. Zu gerne würde ich einmal um Mitternacht aus dem Zelt treten und herumschauen: Außer den Sternen und dem Mond wird es hier bis zum Horizont keine Lichtquelle geben. Nicht einmal von einer fernen Stadt erleuchtete Wolken wird es geben. Leider bin ich immer so müde, dass ich es nachts gar nicht aus dem Zelt schaffe.
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Gedankenwandern Tag 4: Wasser.